Die steigende Zahl der Strom-Selbsterzeuger zieht bittere Konsequenzen für Strom- und Netzgesellschaften nach sich: Je mehr Österreicher aktiv selbst Strom produzieren, desto weniger Strom wird aus dem öffentlichen Netz bezogen und desto weniger Geld fließt in die Erhaltung des Netzes. Ist ein Flatrate-Preis für Netznutzung und Energie die Lösung?

Smart-Meter oder Energieflatrate…

Bis Ende 2019 sollen in Österreich 95% aller Stromzähler gegen einen Smart-Meter, einen digitalen Stromzähler, ausgetauscht werden. Auf diese Art wird zukünftig dem Energieversorger viertelstündlich der genaue Stromverbrauch jedes Haushalts übermittelt. Ziel dieses Unternehmens ist es, den Stromverbrauch transparenter und regulierbarer zu machen und die Verbraucherinnen und Verbraucher dahingehend zu motivieren, stromintensive Elektrogeräte erst dann zu nutzen, wenn sich überdurchscnittlich viel Elektrizität im Netz befindet. Dieser Strom soll dann auch besonders günstig sein. Eine klassische Konditionierung im Sinne Pawlow’s, wenn man es so nennen möchte. Gründsätzlich bietet die Digitalisierung und die damit verbundene Datenflut eine bedeutende Analysemöglichkeit.

Einer Studie der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) zufolge werden Österreich jedoch vielleicht ganz andere Tarifmodelle erwarten: 37% der Stromlieferanten sowie 39% der Industrieunternehmen halten die Einführung einer Energie-Flatrate bis 2020 für wahrscheinlich. Grund dafür ist, dass die bestehenden Tarifmodelle nicht den zukünftigen Anforderungen der Kunden entsprechen. Sollte dieses Tarifmodell tatsächlich eingeführt werden, wäre die Hauptherausforderung, trotz einer pauschalen Abrechnung einen effizienten Stromverbrauch zu gewährleisten. Eine Energie-Flatrate soll also nicht zur Stromverschwendung anregen.

Selbsterzeuger und Blockchain-Technologie…

Immer mehr Österreicherinnen und Österreicher tendieren zur Selbstständigkeit beziehungsweise Unabhängigkeit von den Stromlieferanten und produzieren Ihren Strom mittels Photovoltaik-Anlagen selbst. Hält dieser Trend bestand, würde der nächste Schritt in Richtung Blockchain-Protokoll gehen. Einfach ausgedrückt: Privathaushalte könnten sich ihren überschüssigen Solarstromtrom gegenseitig verkaufen. Blockchain ist die Datenbank, die z.B. den Status der Transaktionen festhält und dezentral abspeichert. Die Daten werden verschlüsselt übermittelt. Somit werden Privatpersonen zu Geschäftspartnern und brauchen keinen Mittelsmann mehr. Ein Stromanbieter wird also verzichtbar. 

Im New Yorker Stadtteil Brooklyn wurde im April 2016 ein Pilotprojekt gestartet. Die innovative Entwicklung eines sogenannten Transactive Grids, einer digitalen Plattform, die die Blockchain-Technologie mit Smart-Metern verbindet, machte es möglich, dass zwar ein interner Stromaustausch selbstständig gemanaged werden kann, aber auch durch einen zusätzlichen Anschluss an das Stromnetz zwischen Netz- und Inselbetrieb gewechselt werden kann, sollte zum Beispiel ein Sturm auftretetn. Ziel dieses Projektes ist es, eine lokale, umweltfreundliche Stromproduktion mit gegenseitiger Versorgung auszubauen.

Änderung der Netzfinanzierung als mögliche Lösung…

Je mehr Menschen sich also durch die Errichtung von Photovolatik-Anlagen und Energiespeichern von dem öffentlichen Netz schrittweise unabhängig machen, desto weniger Geld fließt in dessen Aufrechterhaltung. Eine Neujustierung der Netzfinanzierung ist bereits in Planung. Eine mögliche Lösung wäre, zukünftig nicht in verbrauchten Kilowattstunden abzurechnen, sondern die bereitsgetellte Leistung in Rechnung zu stellen. Damit würden insbesondere die Netztarife für Privathaushalte mit großen Photovoltaik-Anlagen deutlich steigen. Eine konkrete Lösung soll bis Weihnachten gefunden werden.

Sollte dieser Weg eingeschlagen werden, wäre eine Flatrate auch im Bereich des Stromhandels nur der konsequente nächste Schritt. Wenn aber Mehrverbrauch nicht mehr mit mehr Kosten verbunden ist, wird der Anreiz, Energie zu sparen, vermutlich schnell schwinden. Das deklarierte, energiepolitische Ziel, einen effizienteren Umgang mit Energie zu fördern, rückt bei diesem Gedanken allerdings in die Ferne. (Quelle: www.stromliste.at)