Care Energy ist als erster Stromlieferant seit Öffnung des Marktes pleitegegangen. E-Control-Chef Andreas Eigenbauer macht sich keine Sorgen Wien – Dass man bei einem Wechsel des Strom- oder Gaslieferanten bares Geld sparen kann, ist mittlerweile nicht nur Insidern bekannt.

Sorgen, plötzlich im Dunkeln sitzen zu müssen…

Weil der neue Anbieter aus welchem Grund auch immer seine Lieferzusage nicht einhalten kann, sind seit Ende der Vorwoche wohl auch ein Stück weit verflogen. Letzten Freitag hat die Regulierungsbehörde E-Control Kunden von Care Energy, die Insolvenz angemeldet hat, per Losentscheid Ersatzlieferanten zugeteilt. Bis gestern, Dienstag, konnten die verbliebenen rund 1900 der ursprünglich knapp 12.000 Care-Vertragspartner Einspruch erheben und einen anderen Lieferanten mit anderen Konditionen bestimmen. Der Großteil hat dem Vernehmen nach den vorgeschlagenen Ersatz akzeptiert. Im Netzbereich Salzburg beispielsweise hat Switch, ein Tochterunternehmen der von Wien Energie, EVN und Energie Burgenland gebildeten Energie Allianz, den Zuschlag für die Weiterbelieferung erhalten. Care Energy, die im Herbst 2015 ihre Fühler nach Österreich ausgestreckt hat, ist der erste Stromlieferant, der seit der Marktliberalisierung vor 16 Jahren in Österreich.

Das Ding hat sich bewährt…

E-Control-Chef Andreas Eigenbauer macht sich deshalb aber keine Sorgen. „Es ist doch beeindruckend, dass es bei uns selbst für diese Fälle eine gesetzliche Regelung gibt, die das Prozedere eindeutig klärt“, sagte Eigenbauer dem STANDARD. „Es ist das erste Mal, dass dieser Fall eingetreten ist, das Ding hat sich bewährt.“ Deutlich beunruhigender seien da schon die fehlenden Kraftwerksreserven in Österreich. Das hätten die kalten Wochen im heurigen Jänner und Februar gezeigt. Die Stromversorgung habe nur dank massiver Importe aus Deutschland und Tschechien über den gesamten Zeitraum sichergestellt werden können. „Bis zu diesem Winter waren wir der Meinung, die Versorgungssicherheit sei gegeben, das ginge sich mit der nationalen Leistung aus“, sagt Eigenbauer.

Wir wurden eines Besseren belehrt…

Keine Rückverstaatlichung Stromseitig ist Österreich stark abhängig von den Pumpspeichern. „Das sind aber Tages- und Wochenspeicher“, sagt Eigenbauer. „Bei einer dreiwöchigen Kälteperiode, wie wir sie heuer hatten, sind die Pumpspeicher vorzeitig erschöpft. Damit hat das Land plötzlich keine Leistung mehr außer dem, was an kalorischer Leistung da ist – sprich Gas- und alte Kohlekraftwerke.“ – derstandard.at/2000063318708/Stromengpass-Oesterreich-mit-zu-wenig-Reserven

Österreich stehe mit dieser Problematik nicht allein da. „Die meisten Mitgliedsstaaten der Union rüsten parallel zum Energy-only-Markt Kapazitätsmechanismen nach. Energy-only-Markt bedeutet, dass Kraftwerksbetreibern nur die bereitgestellte Energiemenge (Stromproduktion in Kilowattstunden, kWh) bezahlt wird. Für die Vorhaltung von Erzeugungskapazitäten – sprich Kraftwerksleistung in Kilowatt – erfolgt keine direkte Vergütung.

Mischform…

Eigenbauer ist für eine Mischform, den deutschen Weg einer Rückverstaatlichung der Versorgungssicherheit findet er „nicht sinnvoll“. Sonst bleibe von der Liberalisierung kaum mehr etwas übrig, zumal Netztarife und Ökostromförderung den Marktkräften sowieso entzogen sind. Was den Einbau intelligenter Stromzähler betrifft, tritt Eigenbauer für einen möglichst raschen Tausch der alten, mechanischen gegen neue, digitale Smart Meter ein. Die vom österreichischen Gesetzgeber geforderte Quote von 70 Prozent Neugeräten bis Ende 2017 sei nicht zu halten, zumal die Gerätehersteller lange Zeit Probleme mit den hohen Auflagen hinsichtlich Datensicherheit hatten. – derstandard.at/2000063318708/Stromengpass-Oesterreich-mit-zu-wenig-Reserven

Nun hätten so gut wie alle Netzgesellschaften die Geräte bestellt, warteten auf die Auslieferung, um mit der Installation beginnen zu können. Realistisch sei eine Quote von 80 Prozent bis 2020, wie sie die EU als Mindestanforderung festgeschrieben hat. 95 Prozent, wie vom österreichischen Gesetzgeber bis 2019 vorgeschrieben, sollten nicht erst 2022 erreicht werden, wie von der Branche urgiert, sondern etwas früher. Eigenbauer: „Ein Nebeneinander alter und neuer Geräte ist nicht sinnvoll.“ (Günther Strobl, 30.8.2017) – derstandard.at/2000063318708/Stromengpass-Oesterreich-mit-zu-wenig-Reserven