Der Strom- und Gasmarkt ist in Bewegung. Die Kunden profitierten vom lebhaften Wettbewerb, die Einsparpotenziale bei einem Wechsel des Strom- und Gaslieferanten sind nach wie vor hoch, so das Fazit der Regulierungsbehörde E-Control anlässlich der Präsentation ihres Jahresberichts 2017. Die Wechselzahlen erreichten einen Rekord, 341.300 Haushalte und Unternehmen suchten sich einen neuen Anbieter.

26 Lieferanten hätten die Senkungen der Großhandelspreise an ihre Kunden weitergegeben, so E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch am Montag. Angesichts der relativ günstigen Preise erwartet er vorerst keine großen Preissenkungen. Bei Gas seien die großen Preissenkungen ausgeblieben.

Die Trennung der deutsch-österreichischen Strompreiszone, die ab Oktober 2018 geplant ist, werde laut spekulativen Schätzungen den reinen Energiepreis um sieben Prozent erhöhen, die Preise würden nach rund zwei Jahren wieder angeglichen. Damit bewege man sich aber im sehr spekulativen Bereich, so E-Control-Vorstand Andreas Eigenbauer. Für einen Haushalt bedeute dies anfangs rund 10 Euro mehr im Jahr, heißt es dazu aus der E-Control.

Insgesamt sind in Österreich 150 Stromlieferanten am Markt tätig. Zudem werden die Angebote für die 5 Millionen Haushalte, Gewerbebetriebe und sonstigen Kleinkunden vielfältiger. Je nach Region stehen in der Regel 25 alternative Anbieter einem angestammten Lieferanten gegenüber. In Wien beispielsweise kann ein Haushaltskunde zwischen 125 Angeboten von rund 50 Anbietern wählen. Bei Gas gibt es insgesamt 44 Anbieter und rund 1,3 Millionen Haushalts- und Kleinkunden. Im Marktgebiet Ost können sie zwischen mehr als 90 Angeboten von 32 Lieferanten wählen. Auch Tirol hat aufgeholt: 2012 gab es nur einen alternativen Anbieter, nun sind es 26.

Im Vorjahr habe es die höchsten Wechselzahlen seit Beginn der Liberalisierung gegeben, so Urbantschitsch. 341.300 Haushalte und Unternehmen haben sich einen neuen Anbieter gesucht, um 19 Prozent mehr als 2016. Die Wechselraten betrugen bei Strom 4,3 Prozent, bei Gas 6,0 Prozent, wie die E-Control bereits Anfang Februar bekannt gegeben hat. Hauptmotiv für einen Lieferantenwechsel ist der Preis, geht aus einer heute präsentierten Umfrage im Auftrag der Regulierungsbehörde unter 1.000 Haushalten hervor. Auch die Möglichkeit des Onlinewechsels werde stärker in Anspruch genommen. Das Thema Neukundenrabatte ist den Kunden durchaus bewusst, hat die E-Control anhand von Abfragen in ihrem Tarifkalkulator analysiert. Die Kunden kämen mittlerweile gut mit der Liberalisierung zurecht. Online-Portale würden sehr gut angenommen.

Das Einsparpotenzial ist regional unterschiedlich. Bei Strom ist Oberösterreich derzeit Spitzenreiter: Das Einsparpotenzial für einen Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden (kWh) liegt bei rund 320 Euro im Jahr (inklusive Neukundenrabatt) bzw. rund 220 Euro (ohne Neukundenrabatt). Bei Gas gibt es das höchste Sparpotenzial beim Wechsel vom angestammten Lieferanten zum Bestbieter aktuell in Klagenfurt mit rund 650 Euro im ersten Jahr bzw. rund 300 Euro (ohne Neukundenrabatte) bei einem Jahresverbrauch von 15.000 kWh.

Puncto Versorgungssicherheit sei im vergangenen Jahr der schwierige Winter eine Herausforderung für den Strommarkt gewesen, so Eigenbauer. Im letzten Quartal habe sich durch die Explosion in der Gasstation Baumgarten eine ganz besondere Situation ergeben. Im Strombereich hat die E-Control einen Vorschlag für die Einführung eines Versorgungssicherheitsstandards gemacht. Wichtig sei es, rechtzeitig zu handeln. Die E-Control-Vorstände verwiesen diesbezüglich auf die erwartete Klima- und Energiestrategie der Regierung. Es gehe dabei nicht nur um Stromimporte, sondern auch um fossile Importe. Puncto Strom sei Österreich mit 70 Prozent Erneuerbaren-Anteil auf einem guten Weg. Im Regierungsprogramm ist das Ziel verankert, die Stromversorgung bis 2030 – bilanziell über ein ganzes Jahr – zu 100 Prozent erneuerbar zu machen. (Quelle: http://www.salzburg24.at – APA)