Fenster auf? Runter mit der Heizung. Niemand zu Hause? Alle Lichter aus. Mit einem Smart-Home-System sparen die Bewohner Energie – und das ganz automatisch.

Wer in einem Smart Home lebt, erspart sich viele lästige Handgriffe: Die Geräte zur Automatisierung der Haustechnik schalten Heizung und die Beleuchtung aus, wenn niemand daheim ist. Sie kontrollieren, ob Fenster und Türen geschlossen sind, fahren die Rollläden herunter, wenn es dunkel wird, und aktivieren die Alarmanlage, sobald die Bewohner die Haustür verriegeln.

Eine nette Spielerei? Die Anbieter werben für ihre Systeme vor allem mit dem Gewinn an Komfort und Sicherheit. Dabei lässt sich der Nutzen der Steuerungstechnik ganz konkret beziffern: mit der Energieersparnis, die Smart-Home-Produkte bringen.

So hat eine Gruppe von Experten mehrerer Forschungsinstitute aus dem Ruhrgebiet vierzig Haushalte mit Geräten für das automatisierte Heizen ausgestattet. Anschließend haben die Wissenschaftler den Energieverbrauch der Teilnehmer über eine Heizperiode hinweg erfasst. Ein Vergleich mit den Verbrauchsdaten vor Beginn der Studie zeigt: Die untersuchten Haushalte haben mit der „smarten“ Unterstützung ihren Bedarf an Heizenergie im Durchschnitt um ein Zehntel reduziert, manche Teilnehmer gar um ein Viertel.

Zehn Prozent weniger Heizkosten…

„Wer unnötig viel verbraucht, kann durch zeitgesteuerte Temperaturregelung in den einzelnen Räumen und automatisches Drosseln beim Fensteröffnen viel sparen – ohne Abstriche bei Komfort oder Raumklima“, fasst Professor Viktor Grinewitschus von der Hochschule Ruhr West in Mülheim die Ergebnisse zusammen. Investitionen in solche Assistenzsysteme würden sich bereits innerhalb weniger Jahre rechnen, so der Wissenschaftler.

Grinewitschus hält Smart-Home-Produkte vor allem für diejenigen interessant, die Heizkosten sparen wollen, aber nicht über ausreichend Mittel für eine energetische Sanierung ihrer Immobilien verfügen – oder die gar nicht in die Dämmung oder eine neue Heizung investieren können, weil sie ihr Haus oder ihre Wohnung nur gemietet haben. Die meisten, oft nur wenige hundert Euro teuren Systeme lassen sich installieren, ohne dass bauliche Veränderungen vorgenommen werden müssen.

Geräte arbeiten mit Voreinstellungen…

Das Angebot an Smart-Home-Produkten ist mittlerweile sehr vielfältig. Manche von ihnen arbeiten mit Sensoren, die beispielsweise erfassen, ob die Bewohner gerade lüften. In diesem Fall dreht ein Steuergerät sofort den Heizkörper ab, damit keine Energie zum Fenster entweicht. Andere Geräte arbeiten mit Voreinstellungen – etwa mit programmierbaren Lichtstimmungen. Will ein Bewohner auf dem Sofa seine Zeitung lesen, kann er mit einem Knopfdruck die Leselampe ein- und alle anderen Lampen ausschalten. Wieder andere machen es möglich, zeitabhängig zu heizen: Heizkörper im Bad zum Beispiel lassen sich damit so programmieren, dass sie nur morgens um sieben auf Hochtouren laufen, wenn dort Hochbetrieb herrscht.

Das größte Einsparpotential liegt in der Heizungssteuerung. Kein Wunder also, dass sich viele Anbieter vor allem auf diese Anwendung konzentrieren. Allerdings braucht es gar nicht zwingend solch ausgefeilter Geräte, um den Heizwärmebedarf zu reduzieren: Schon einfache Thermostate mit Zeitschaltuhr helfen beim Energiesparen.

Sonnenstrom für die Waschmaschine…

Auch Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen oder Wäschetrockner können in ein Smart-Home-System eingebunden werden – herstellerübergreifende Standards wie HomeMatic oder Elgato Eve Energie machen es möglich. Das ist vor allem attraktiv für diejenigen, die mit einer Photovoltaikanlage ihren eigenen Strom erzeugen.

Werden nämlich die Elektrogeräte über eine Smart-Home-Plattform mit dem Solarsystem vernetzt, lassen sie sich gezielt immer dann betreiben, wenn die Module auf dem Dach gerade viel Sonnenstrom liefern. Die Bewohner geben dabei einen Zeitraum vor. Wann genau die Geräte eingeschaltet werden, entscheidet die Smart-Home-Zentrale. Das lohnt sich, weil die Erzeugung des hausgemachten Solarstroms gerade einmal 12 bis 14 Cent pro Kilowattstunde kostet – nicht einmal die Hälfte dessen, was die Versorger ihren Kunden berechnen. (Quelle: RALPH DIERMANN/http://www.faz.net/)