Sprachassistenten sind der Smart Home Trend schlechthin. Doch was sind ihre Stärken und Schwächen? Das zeigen Alexa, Siri und Google Assistant im Vergleich.

Probieren geht über Studieren, so lautet die Devise der Deutschen bei Sprachassistenten. Nach einer Umfrage des Bundesverbands Digitale Wirtschaft hat mehr als die Hälfte der Bundesbürger bereits praktische Erfahrung mit Sprachassistenten gesammelt. Am beliebtesten ist dabei der Google Assistant, der auf den meisten Android-Geräten zu finden ist, gefolgt vom Apple-Sprachassistenten Siri und dem in Windows 10 verbauten Cortana. Alexa, der Sprachassistent von Amazon und eigentliche Marktführer, landet dagegen nur auf Platz 4. Das zeigt schon, dass ein Vergleich von Sprachassistenten nicht ganz einfach ist. Kern des Problems ist, dass Sprachassistenten immer an bestimmte Geräte gebunden sind. Das können Smartphones sein oder Smart-Home-Lautsprecher, Geräte mit und ohne Display, Gadgets, die autonom arbeiten oder sich im Hintergrund mit einem Smartphone koppeln. Im Grunde ist der Sprachassistent aber immer der Gleiche, aber die Stärken und Schwächen in der Praxis hängen trotzdem stark vom eingesetzten Gerät ab.

Sprachassistenten Definition…

Per Definition ist ein Sprachassistent eigentlich nur eine Software, die in einem ersten Schritt Spracherkennung und -analyse bietet und dann verschiedene Funktionen ausführt. Die eigentliche Arbeit passiert nur zu einen kleinen Teil lokal, das meiste findet auf den Cloud-Servern der Anbieter statt, etwa die Suche nach Informationen. Auch natürlich-sprachliche Antworten beherrschen die Assistenten. Hört sich einfach an, ist aber in der Praxis einigermaßen kompliziert, denn eine natürlich-sprachliche Antwort ist nicht bei jeder Interaktion nötig. Zum Beispiel geht es beim Steuern von Smart-Home-Komponenten darum, bestimmte Einstellungen anzupassen, etwa das Licht auszuschalten oder die Heizung hochzudrehen, eine explizite Antwort brauchen Nutzer nicht. Und auch bei vielen Fragen ist eine gesprochene Antwort nicht immer die beste Lösung, wer etwa nach einem Youtube-Video fragt oder ein Kochrezept sucht, will sicher keine gesprochene Antwort.

Sprachassistenten: Grundlegende Funktionen…

Trotz aller Unterschiede gibt es aber ein festes Set an Funktionen, das sich alle Sprachassistenten über die Jahre angeeignet haben, denn man darf nicht vergessen, dass es sich um keine brandneuen Erfindungen handelt: Siri gibt es schon seit 2011, Google brachte seinen Sprachassistenten unter dem Namen Google Now 2012 an den Start und Alexa war 2015 der Nachzügler auf den Markt. Alle Sprachassistenten beantworten allgemeine Fragen, ersetzen also in einem gewissen Umfang einfache Websuchen, lesen Nachrichten vor, liefern standortbezogene Infos wie das Wetter, steuern Musik, verwalten Termine oder Einkaufslisten und greifen Nutzern auch bei den Grundrechenarten unter die Arme. Dabei horchen alle Assistenten permanent auf ihr Stichwort. Es wird also ständig gelauscht, doch erst wenn ein „Alexa“, „Ok Google“ oder „Hey Siri“ erkannt wird, beginnt die Aufzeichnung des Gesprochenen. Amazon und Google greifen dabei im Grunde immer auf einen Cloud-Dienst im Hintergrund zu, Apple macht das auch, aber nach eigenen Angaben viel sparsamer. Kann Siri zum Beispiel auf dem iPhone eine Anfrage direkt beantworten, verkneift sich der Assistent den Online-Zugriff. Auf dem HomePod dürfte das aber anders aussehen. Doch das ist nicht der einzige Unterschied der Sprachassistenten.

Sprachassistenten: Unterschiede…

Siri und Google Assistant stecken zwar heute auch in Smart HomeLautsprechern, sie waren aber zuerst auf Smartphones präsent, sprich sie kommen aus der mobilen Welt und haben immer schon neben Sprachantworten das Smartphone-Display für die Informationsdarstellung genutzt. Wichtig ist auch, dass Siri und Google Assistant dafür entwickelt wurden, praktisch immer beim Besitzer zu sein. Anders Alexa, Amazons Sprachassistent war bis vor kurzem noch rein in den hauseigenen Echo-Lautsprechern vertreten, die für den stationären Betrieb gemacht sind. Da sich die Echos auch nicht per Akku unterwegs nutzen lassen, macht es sich Amazon bisher vor allem im Zuhause der Nutzer bequem und setzt auf reine Audiokommunikation. Inzwischen gibt es aber einerseits Echo-Geräte mit Display und andererseits die Möglichkeit, über eine App Alexa auch auf Smartphones zu nutzen. Amazon drängt also von der stationären in die mobile Welt. Dieser Unterschied in der Natur der Sprachassistenten zeigt sich auch beim Praxiseinsatz. Siri und Google Assistant sind auf den Smartphones stark, wenn es darum geht mit Apps zu interagieren. Zum Beispiel klappt Nachrichten schreiben, Anrufe tätigen und Fotos machen sehr einfach per Sprachbefehl. Anrufe und Nachrichten kann Alexa zwar mittlerweile auch, aber eben nur zwischen Alexa-Geräten oder über eine installierte Alexa-App. Auch Navigation funktioniert über Siri und Google Assistant wesentlich besser. Wer Siri oder Google Assistant nach dem Weg fragt, kann Sekunden später mit der Navigation über Apple bzw. Google Maps fortfahren. Alexa gibt zwar auch Auskunft über den grundsätzlich schnellsten Weg. Gut und schön, aber eine echte Navigation fehlt.

Google beantwortet die meisten Fragen…

Marktforscher haben sich angesehen, wie gut die Sprachassistenten in den Smart-Home-Lautsprechern Fragen beantworten können. Für einen Test wurden rund 800 Fragen gestellt und die Antworten ausgewertet. Google Assistant gewinnt dabei klar mit 81 Prozent korrekter Antworten, Alexa schafft immerhin 64 Prozent und Siri nur 52,3 Prozent. Das schlechte Ergebnis von Siri liegt aber daran, dass der Zugriff auf Mails, Kalender und Anrufe vom HomePod auf das iPhone noch nicht klappt. Das dürfte Apple aber zeitig über ein Update nachreichen. Die beste Spracherkennung hat der HomePod übrigens schon zu bieten, weil er recht gut Nebengeräusche ausfiltern kann. Was man aber sieht, ist dass Siri noch Probleme mit den reinen Audioantworten hat. Google Assistant dagegen ist deshalb so stark im Fragen beantworten, weil der Assistant zum einen Sprache gut erkennnt und die Google-Suche im Hintergrund den besten Job macht. Außerdem kann sich der Google Assistent schon in gewissem Umfang den Kontext merken. Alexa und Siri haben hier noch Rückstand.

Sprachassistent Geräte…

Die beiden marktbeherrschenden Smartphone-Systeme Android und iOSkommen mit Google Assistant sowie Siri daher, es ist also sehr wahrscheinlich, dass man einen der beiden bereits in der Tasche mit sich rumträgt. Betrachtet man aber die Smart-Home-Lautsprecher, hat Amazon die Nase mit seiner Vielfalt an Echo-Lautsprechern vorn, die schon in der zweiten Generation auf dem Markt sind. Dieses Tempo lässt die Konkurrenz auf den ersten Blick alt aussehen, angeblich beschäftigt Amazon rund 5.000 Mitarbeiter mit der Weiterentwicklung von Alexa. Apple markiert das andere Ende der Skala, kürzlich erst ist der HomePod-Lautsprecher gestartet, er ist relativ teuer, bietet gute Soundqualität und richtet sich in erster Linie an Kunden, die schon andere Apple-Geräte im Haus haben. Dazwischen steckt Google, das selbst nur drei Home-Lautsprecher am Start hat, jedoch mit anderen Herstellern fleißig paktiert. So gibt es Smart Displays etwa von JBL und Lenovo, aber auch LG oder Sony sind mit im Boot. Im Grunde holt man sich damit einen Google Home mit Display ins Haus. Es ist zu erwarten, dass Google hier ähnlich wie mit Android den Markt von hinten aufrollt.

Sprachassistent Alexa: Stärken und Schwächen…

Amazon treibt den Markt der Sprachassistenten an und muss gegenüber der Konkurrenz ausgleichen, dass man nicht einfach auf dem Smartphone installiert ist. Die Richtung ist klar, ein passendes Alexa-Gerät soll bald überall sein. Deswegen gibt es die vielen verschiedenen Echo-Modelle für jedes Zimmer und immer neue Funktionen. Telefonieren und Messaging kann Alexa schon und im Bereich Gaming will man einen weiteren Fuß in die Tür kriegen; über Routinen bringt man Alexa kompliziertere Abläufe bei, die per Stichwort ausgelöst werden. Ein geschickter Schachzug von Amazon war es, Alexa für Drittanbieter zu öffnen, sprich Anbieter von Smart-Home-Geräten oder Web-Diensten können recht einfach Alexa-Skills basteln, über die sich dann die eigenen Geräte steuern und neue Funktionen hinzufügen lassen. Aus Sicht der Nutzer ist ein Skill ohnehin einfach eine neue Funktion, die Alexa erweitert. Aktivieren lassen sich die Skills in vielen Fällen einfach per Sprachbefehl. Unter dem Strich kann man heute fast immer davon ausgehen, wenn ein Dritthersteller Sprachassistenten unterstützt, ist Alexa auf jeden Fall dabei. Das ist auch für die weitere Expansion wichtig, denn das Heim ist natürlich nicht genug, auch Autos sind eine schöne Nische für Sprachassistenten, doch dort hat Alexa noch Nachholbedarf. Über eine Kooperation mit Microsoft sollen 2018 übrigens auch Windows 10-Notebooks samt Alexa auf den Markt kommen. Defizite hat Alexa bei ortsbezogenen Informationen und auch die Spracherkennung könnte besser sein. Ist es im Zimmer laut, weil zum Beispiel der Fernseher läuft, ist Alexa aus dem Spiel.

Sprachassistent Siri: Stärken und Schwächen…

Siri hat sich so richtig abhängen lassen, denn mit Einführung des iPhone 4S war Apples Sprachassistent Vorreiter. Doch heute sind Amazon und Google vorne dran und Apple hat gerade mal seinen ersten Smart-Home-Lautsprecher auf den Markt gebracht. Trotzdem ist die Spracherkennung mit Siri recht gut, vor allem wenn es im Zimmer laut ist, weil nebenbei der Fernseher läuft oder Kinder rumlärmen. Die Ergebnisse, die der Sprachassistent zurückliefert, überzeugen dagegen nicht immer. Wie bei Apple üblich ist zum Beispiel der HomePod sehr stark an Apple-Dienste gebunden, nicht mal Musik-Streaming-Marktführer Spotify ist erlaubt, wer Musik über den HomePod streamen will, braucht ein Apple-Music-Abo. Siri beherrscht sogenannte Szenen, bei denen sich mehrere Aktionen verknüpfen lassen, die Nutzer dann mit einem Sprachbefehl lostreten können. Über HomeKit stehen schon sehr viele Smart-Home-Geräte bereit, die sich via Siri steuern lassen. Auch Apple treibt die Entwicklung von Siri voran und will sie angeblich in die nächste Version seiner AirPods-Kopfhörer integrieren.

Sprachassistent Google Assistent: Stärken und Schwächen…

Normalerweise ist Google selbst Innovator, bei Sprachassistenten ruhte man sich aber lange auf einem recht nerdigen Produkt aus. Erst 2016, als Amazon vorneweg marschiert ist, hat man bei Google verstanden, dass man etwas tun muss, um bei Sprachassistenten nicht abgehängt zu werden. Doch der Google Assistant ist mittlerweile auf einem guten Weg. Auf dem Smartphone ist er Dank Android sehr weit verbreitet, es gibt die passenden Lautsprecher und auch im Auto ist man schon vertreten. Auch Google hat den Assistenten für Drittanbieter geöffnet, es gibt aber Stand heute noch nicht so viele Geräte mit Unterstützung für Google Assistant wie für Alexa, doch spätestens auf der CES 2018 hat man gemerkt, wie sehr Google Gas gibt. Das Konzept ist ähnlich wie bei Amazon, über Voice Actions lassen sich neue Funktionen beim Google Assistant nachrüsten. Auch wenn der Start etwas holprig war, findet man den Google Assistant in immer mehr Gadgets, etwa auch in Kopfhörern oder smarten Sonnenbrillen. Funktionen wie eine Live-Übersetzung von Fremdsprachen machen Lust auf mehr, auch wenn das Ganze in der Praxis noch nicht wirklich gut funktioniert. Auf dem Smartphone macht der Sprachassistent eine gute Figur, mit Top-Integration und ortsbezogenen Informationen. Aber auch auf smarten Lautsprechern weiß der Google Assistant zu gefallen.

Sprachassistenten Einrichtung…

Siri und Google Assistant muss man auf dem Smartphone nicht einrichten, wer Android hat, kriegt den Google-Sprachassistenten, wer ein iPhone besitzt, hat Siri vorinstalliert. Wer Alexa auf dem Smartphone will, muss immer eine zusätzliche App installieren. Die Einrichtung von Smart Speakern wie Amazon Echo, Google Home oder Apple HomePod ist über das Smartphone schnell erledigt. Besonders einfach hat Apple die Einrichtung für den HomePod hingekriegt. Man muss das iPhone nur in die Nähe halten und der Einrichtungsprozess beginnt automatisch. Auf der anderen Seite ist für die HomePod-Einrichtung aber ein iOS-11-Gerät nötig. Amazon und Google stellen dagegen Einrichtungs-Apps für Android und iOS bereit.

Sprachassistenten im Alltag…

In der Praxis versuchen alle Anbieter die Sprachassistenten an ihre eigenen Dienste anzudocken. Beispiel Musik: Alexa geht bevorzugt mit Amazon Prime Musik um, Google verwendet Google Music und bei Apple spielt in erster Linie Apple Musik. Dabei merkt man, dass es hier um markttaktische Gründe geht und die Anbieter nicht in erster Linie die Nutzerzufriedenheit im Auge haben. Mit Echo und Google Home kann man zum Beispiel auch Spotify nutzen, Apple ist dagegen gewohnt restriktiv und erlaubt nur Apple Music. Multiroom-Musik ist mit Alexa und Google Assistant, die mehrere Lautsprecher zu Gruppen zusammenfassen können. Der HomePod kann das noch nicht. TV-Steuerung via Sprachassistent funktioniert am besten, wenn man auf die Lösungen aus dem eigenen Hause setzt, also Alexa zum Beispiel mit einem FireTV Stick, Google Assistant mit Chromecast und Siri zusammen mit Apple TV. Alexa und Google Assistant haben darüber hinaus ein paar Funktionen mehr und können zum Beispiel Geräte über einen Logitech Harmony Hub steuern.

Sprachassistenten Datenschutz…

Das Thema Datenschutz ist einigermaßen kompliziert, sodass es einen eigenen Artikel wert war. Die Kurzfassung: Alle Sprachassistenten lauschen angestrengt auf ihr Stichwort, legen aber erst dann mit der Aufzeichnung von Sprachdaten los. Diese Daten wandern in die firmeneigenen Clouds, wobei Apple angibt, zumindest auf dem Smartphone Siri-Anfragen auch lokal abzuarbeiten. Amazon und Google bedienen sich großzügigst an sämtlichen Nutzungsdaten, inklusive die Nutzung von Drittanbieter-Diensten und -Apps, vermischen diese mit den persönlichen Daten der Nutzer und speichern sie unbegrenzt lange. Apple sammelt weniger Daten und verwendet nur eine Siri-ID, die nicht mit dem tatsächlichen Nutzer in Verbindung steht. Außerdem soll auch HomeKit datensparsam arbeiten und nur die für den Betrieb von Smart-Home-Geräten nötigen Informationen an Siri und die Cloud weiterreichen.

Sprachassistenten Zukunft…

Sprachassistenten sind ein heißer Trend und das wird auch erstmal so weitergehen. Nach dem Smartphone und dem Zuhause stehen das Auto und weitere Gadgets auf dem Plan, sprich Sprachassistenten in anderen Gadgets wie smarten Sonnenbrillen oder Kopfhörern. Auf der anderen Seite werden auch immer mehr Geräte via Sprachassistent steuerbar und die Zahl der unterstützten Dienste wird steigen. Für 2018 gehen Marktforscher davon aus, dass sich Alexa mehr als 50 Prozent vom Smart-Speaker-Markt holt, Google Home aber schon fast ein Drittel. 12 Prozent sollen auf den HomePod entfallen, den Rest teilen sich andere Anbieter. Anscheinend trauen die Marktexperten Amazon aber nicht zu, den Top-Platz zu halten: 2022 soll Google Home mit 48 Prozent Marktführer sein und Amazon bei 37 Prozent stehen. Der hochpreisige HomePod soll auf dem gleichen Niveau bleiben wie in diesem Jahr.

Fazit…

Den für jeden Zweck perfekten Sprachassistenten gibt es nicht. Nutzer können aber den passenden Sprachassistenten für sich recht einfach finden. Geht es um einen Sprachassistenten auf dem Smartphone, legt das Betriebssystem eigentlich schon alles fest. Android-Nutzer fahren mit Google Assistant am besten, Apple-Nutzer greifen zu Siri. Überhaupt ist Siri die beste Wahl für alle Apple-Fans, die auch andere Dienste und Geräte aus Cupertino nutzen. Wer schon andere Smart-Home-Gadgets nutzt und sich jetzt einen Sprachassistenten dazu holen will, prüft am besten vorab, was die bestehenden Geräte unterstützen. Google Assistant macht nicht nur auf dem Smartphone eine gute Figur, sondern macht immer mehr Boden bei den smarten Lautsprechern gut. Top ist bei Smart-Home-Lautsprechern aber auch Alexa, Amazons Sprachassistent bietet derzeit die meisten Skills und die breiteste Unterstützung für Hardware von Drittanbietern.

(Quelle: Jörg Geiger/www.smart-wohnen.de)